Freitag, 25. Juli 2014

Ketogene Ernährung und Borreliose / Multiple Sklerose

Besonders bei chronischen neurologischen Erkrankungen wird viel über den Einfluss von Ernährung diskutiert. Da die Ernährung für viele Menschen eine sehr emotionale Sache ist, wird gerne intensiv diskutiert und argumentiert. Besonders diejenigen, die eine Ernährung umsetzen, die schwierig durchzuführen oder sozial zu rechtfertigen ist, beharren meist konsequent auf ihrer Entscheidung.
Ich persönlich habe mich beispielsweise fast 2 Jahre nach der Kluge-Therapie ernährt. Dabei werden täglich sog. Eiweisseinheiten ausgerechnet und man muss sehr viel rechnen und ggfs. vor dem Verzehr abwiegen. Meine Ergebnisse waren sehr unbefriedigend, da diese Form der Ernährung auf meine Erkrankung keinerlei Einfluss zu haben schien. Trotzdem habe ich es konsequent durchgezogen, da die Einflüsse der Ernährung möglicherweise erst nach längerer Zeit zum Tragen kommen. Ich vertrete heute die Meinung, dass zumindest innerhalb der ersten 4-6 Wochen ein Einfluss erkennbar sein muss. Dieser Einfluss kann darin bestehen, dass sich zuvor ermittelte Laborwerte verbessern oder oder eine Veränderung spürbar ist. Im Falle der ketogenen Ernährung konnte ich z.B. nach 3 Tagen über Ketostix-Teststreifen erkennen, dass die Ketose eingetreten ist. Außerdem war mein Blutzucker bei jeder Messung unter 100 und ich verspürte nach wenigen Tagen deutlich weniger Hunger. Innerhalb der ersten Wochen habe ich - obwohl ich sehr schlank bin - noch einige Kilogramm an Gewicht verloren. Alles also zunächst sichtbare Zeichen einer Veränderung.
Ich treffe oft auf die folgenden Grundüberzeugungen (und meist gleichzeitig auch Gegenmeinungen):
- Rohkost: Strenge vegane Rohkost soll in einigen Fällen Krankheiten geheilt oder verhindert haben. Vorteil roher Nahrungsmittel ist besonders die hohe Enzymverfügbarkeit, da diese durch Kochen zerstört werden können. Es gibt aber auch Personen, die der Ansicht sind, dass neurologische Erkrankungen tierisches Eiweiss dringend benötigen, um die Regeneration zu beschleunigen.
- Reduktionsdiäten: Hierbei wird versucht bestimmte Einflussfaktoren zu vermeiden, indem die Ernährung entsprechend eingeschränkt wird. Meist werden einer oder mehrere der folgenden Faktoren entfernt: Gluten, Linolsäure, Arachidonsäure, Zucker, Milch, Alkohol, Koffein, Glutamat, Süssstoffe, Getreide. Dieser Ansatz führt meist schnell dazu, dass man sich als Betroffener kaum noch traut etwas zu essen und man sich regelrecht vor bestimmten Dingen fürchtet. Die Empfehlungen sind meist sehr pauschal (z.B. "meiden sie ab sofort und für immer X"), sodass hierdurch schon sehr starke Einschränkungen entstehen - vor allem, wenn der gefürchtete Stoff bei einem selbst gar keinen Einfluss hat. Leider merkt man das erst nach vielen Wochen oder Monaten und hat dann einen enormen Verlust an Lebensqualität erlitten.

In der letzten Zeit häufen sich Berichte über ketogene Diäten wie beispielsweise Paleo, Terry Wahls Diät oder Ernährung nach Atkins. Hierbei wird der Körper durch die Reduktion von Kohlenhydraten in die sog. Ketose gebracht. Der Stoffwechsel stellt sich dabei quasi um, sodass die Zellen statt durch Glukose von Ketonkörpern ernährt werden, die durch Fette in der Leber gebildet werden (sofern nicht genug Glukose vorhanden ist). Ich finde diese Ansätze aus bestimmten Überlegungen heraus interessant, die sich oft auch schnell durch eigene Erfahrungen verifizieren lassen:
1) Ketose baut Fett ab: Wenn der Körper Kohlenhydrate verbrennen kann, baut er keine Fettdepots ab. Hierfür gibt es keine Notwendigkeit, denn die Zellen werden ja durch Kohlenhydrate ausreichend ernährt. Man kann dann auch mit geringer Kalorienzufuhr kaum Fett abbauen, da eben genügend Glukose verfügbar ist. In der Ketose (die meist nach 2-3 Tagen KH-Reduktion auftritt) stellt der Körper auf Fettverbrennung um und dann verliert man Fettdepots auch dann, wenn man sich fettreich ernährt.
2) Ketose verringert Infektionen: Bakterien, Pilze und Viren ernähren sich hauptsächlich von Glukose. Verfügt der Körper nicht über  ausreichend Glukose, so entsteht ein Wettbewerb unter den Erregern und mit dem eigenen Körper. Durch geringe KH-Zufuhr reduziert man also dauerhaft chronischen Erregerbefall und entlastet das Immunsystem. Außerdem neigt der eigene Körper dazu (Autophagozytose) Fremdeiweiße zu zerstören, um diese in KH umzuwandeln, die er dann selbst verbrauchen kann. Grundsätzlich sollte also eine langandauernde Ketose zu einem Verschwinden chronischer Infektionen führen oder zumindest dazu beitragen.
3. Ketose bringt mehr Energie: Besonders Nervenzellen, aber insbesondere die Mitochondrien (die in allen Zellen existieren) arbeiten unter Ketose effizienter. Man kann sich das so vorstellen, dass das Verbrennen von Zucker kurzfristig schnell Energie bereitstellt, aber die Zellkraftwerke auch schneller "ausbrennen". Fette bzw. Ketonkörper bringen langfristige Energie und unterstützen dabei die eigene Leistungsfähigkeit. Deshalb funktionieren ketogene Ernährungsformen häufig bei neurologischen Erkrankungen und werden als Therapieoptionen bei Epilepsie, Demenz, Parkinson, multipler Sklerose, Alsheimer etc. genutzt.
4) Ketose ist einfach - Easyfaktor: Ich nutze seit einigen Monaten die Ketose und orientiere mich recht eng am Wahls-Protokoll. Praktisch sieht das Ganze sehr einfach aus: Morgends esse ich einen TL Kokosöl und trinke einen Smoothie, der fast nur aus Gemüse besteht. Ich lasse dabei Obst weg und süße den Smoothie mit etwas Stevia. Anschließend esse ich etwas Fleisch, wobei ich entweder Biofleisch (in Kokosöl gebraten) oder geeignete Wurst esse (gibt es z.B. bei Tarvalin ohne Zuckerzusatz etc.). Abends gibt es ähnliche Menus und zwischendurch ggfs. Nüsse, Cashews etc. Ich habe seitdem fast kaum noch Hunger und auch wenig Bedürfnis nach Abwechslung. Persönlich empfinde ich das als optimal, zumal es auch gewisse Diskussionen und Fragestellungen erledigt ("Was soll ich Dir heute kochen?"). Nebenbei ist diese Form der Ernährung sehr vitalstoffreich und (vom Fleisch abgesehen) reine Rohkost. Die wichtigste Investition ist tatsächlich ein guter Mixer, denn hier gibt es enorme Unterschiede und nur ein Hochleistungsmixer kommt für häufige Smoothies in Frage. Außerdem ist es eine leicht einzuhaltende Reduktionsdiät, weil eben automatisch alle Stoffe wie Gluten, Milch, Zucker, usw. wegfallen. Gelegentlich mal einen Kaffee etc. kann man ja durchaus mal einbauen, aber dann bleibt man eben bei geringen Mengen und reduziert so den schädlichen Einfluss. Auch kann man in die Smoothies z.B. Spirulinapulver oder andere Dinge einbauen, sodass man nicht mehr so viele Nahrungsergänzungen schlucken muss (Pulver sind meist auch deutlich billiger) und die eigene Entgiftung vorantreibt. - Wie gesagt, die Umstellung ist nicht besonders schwer und man spart anschließend Zeit und Geld.

Ein wichtiger Ansatz bei der Ernährung ist immer die messbare Wirksamkeit. Es bringt nichts, wenn man jahrelang nach einer schwierigen Diät lebt und dann keine Verbesserung erzielt. Mein Vorschlag ist daher für jeden Anwender:
1) Entscheide Dich für eine bestimmte Form der Ernährung und ziehe diese dann mindestens 3 Monate durch.
2) Lege ggfs. vorher Kriterien fest, die sich verbessern sollen. Hierzu gehören ggfs. Laborwerte (Blutfette, LTT-Werte von Infektionen, Vitalstoffe, Gewicht). Messe diese Kriterien nach einiger Zeit und verändere die Diät nur dann, wenn sich keine Verbesserung feststellen lässt.
3) Brich die Diät wieder ab oder modifiziere sie, wenn sich keine positive Veränderung nach z.B. 6 Monaten zeigt oder Du dringend eine Abwechslung benötigst.

Je kranker man sich fühlt, desto leicher fällt einem letztendlich die Umstellung, weil eventueller Genuss nicht mehr so schwer wiegt, wie das Leiden durch die Erkrankung. Vielleicht muss es ja auch gar nicht so weit kommen, wenn man rechtzeitig genug mit der Umstellung anfängt.


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